Im Sommer 2004 (Mai bis Oktober) fanden in der Kantstraße in Templin im Zuge der Verlegung von Versorgungsleitungen archäologische Untersuchungen statt, die eine Vielzahl von Befunden und Funden zur Stadtgeschichte erbrachten. Entlang der St. Maria-Magdalenen-Kirche wurde der alte Stadtfriedhof auf einer Länge von ungefähr 90 Metern in einer etwa 1,5 breiten Trasse erfasst. Die heutige Maria-Magdalenen-Kirche stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und wurde nach dem großen Stadtbrand auf den mittelalterlichen Fundamenten des Vorgängerbaus wiedererrichtet. Der Kirchplatz diente seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Stadtfriedhof. Dieser wurde nach dem großen Brand 1735 geschlossen. Die Bestattungen umfassen demnach einen Zeitraum von etwa 500 Jahren. Bei den Grabungsarbeiten wurden 254 Gräbern erfasst, die aufgrund einiger Mehrfachbestattungen 276 Skelette enthielten. Die Gräber lagen in 3 bis 4 Lagen übereinander, Bestattungsphasen konnten nur bedingt unterschieden werden. Von der intensiven Nutzung des Friedhofs zeugen die zahlreich aufgefunden Streuknochen und die gestörten Gräber.
Särge wurden bei etwa der Hälfte (56%) der Bestattungen verwendet. 44% der Verstorbenen wurde ohne Sarg, lediglich in ein Leichentuch gehüllt zur letzten Ruhe gebettet. Bei einigen Gräbern handelte es sich um Mehrfachbestattungen mit bis zu drei Individuen. In einem Fall lagen zwei ältere Frauen mit einem in Bauchlage bestatteten 2 bis 3-jährigen Jungen in einem Grab. In vier Gräbern fanden sich jeweils eine Frau und ein kleines Kind, bei denen es sich um die Mutter mit ihrem Kind handeln könnte, was aber archäologisch nicht mit letzter Sicherheit nachzuweisen ist. Ein besonderer Fund ist eine hochschwanger verstorbene Frau, die vermutlich während der Geburt starb, da sich das Kind in Steißlage befand. Im Anschluss an die Grabung konnten die Skelette im Rahmen von zwei Diplomar-beiten an der AG für Humanbiologie und Anthropologie, Institut für Biologie, Freie Universität Berlin anthropologisch untersucht werden. Die Ergebnisse zeigten, dass sich für die Templiner Bewohner eher günstige Lebensbedingungen rekonstruieren ließen.
Bestattung einer schwanger verstorbenen Frau
Starke Wucherungen am Unterkiefer sind vermutlich auf ein Odontom zurückzuführen
Jungklaus B (2007): Der mittelalterliche bis frühneuzeitliche Friedhof der St. Maria-Magdalenen-Kirche, Templin. Templiner Heimatkalender 2007. 100-102.