In den Jahren 2000 bis 2002 konnten im Stadtkern von Liebenwalde (Landkreis Oberhavel) u. a. Teile des mittelalterlich bis frühneuzeitlichen Friedhofs archäologisch erfasst und dabei insgesamt 442 Bestattungen geborgen werden. Die 172 spätmittelalterlichen Individuen konnten anthropologisch untersucht werden.

Die einzelnen Skelette sind auf ihre Individualdaten (Sterbealter, Geschlecht und Körperhöhe) hin analysiert worden, die Krankheiten wurden aufgenommen, fotographisch und teilweise röntgenologisch dokumentiert und nach einer Prüfung der Repräsentanz wurde die Lebenserwartung errechnet. Die Kleinkinder sind in der Skelettserie unterrepräsentiert. Die Lebenserwartung ist mit 29,1 Jahren vergleichsweise hoch, wobei die der Frauen niedriger ist als die der Männer. Der Sterbegipfel der Gesamtbevölkerung liegt im maturen Bereich und die Kindersterblichkeit ist mit 30% typisch für mittelalterliche Verhältnisse. Es liegen erheblich mehr männliche als weibliche Individuen vor. Der Maskulinitätsindex beträgt 137. Die Sterbeverteilung der Geschlechter weist deutliche Unterschiede auf. Frauen haben das größte Sterberisiko im gebärfähigen Alter zwischen 20 und 40 Jahren, Männer dagegen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Die durchschnittliche Körperhöhe der Bevölkerung ist im Vergleich eher niedrig. Frauen sind im Schnitt 154 cm und Männer 165 cm groß geworden. Die pathologische Untersuchung der Zähne erbrachte eine geringe Kariesbelastung (Kariesfrequenz 57% und Kariesintensität 7%). Hinweise auf Mangelernährung und Infektionserkrankungen fanden sich dagegen häufig.

Cribra orbitalia bei einem 10 bis 12 Jahre alten Mädchen

entzündliche Veränderungen am harten Gaumen bei einem 50 bis 60 Jahre alten Mann