Im September 2010 wurde im Keller des Logenhauses in Frankfurt/Oder ein Massengrab entdeckt, dass durch die Fundamente des im 19. Jahrhundert errichteten Gebäudes geschnitten wurde. Durch die Überbauung war es stark gestört und nur noch an der Basis erhalten. Knopffunde aus dem Grab weisen in das 18. Jahrhundert. In situ befanden sich noch Reste von 28 Skeletten. Aus den in dem Aushub gefundenen Sammelknochen ließen sich weitere drei Personen erfassen. Es liegen also 31 Individuen aus dem Frankfurter Grab vor. Die Ausdehnung der Grabgrube sowie die Anzahl der ursprünglich Bestatteten sind nicht mehr zu erschließen. Mithilfe der anthropologischen Untersuchungsergebnisse sollte versucht werden, die Todesumstände zu rekonstruieren, da Massengräber immer auf besondere Ereignisse hindeuten.

Es ließ sich zeigen, dass in dem Grab überwiegend – soweit nachweisbar – junge Männer beerdigt wurden, die zu Lebzeiten einer starken körperlichen Belastung ausgesetzt waren. Insgesamt weist sie das höchst wahrscheinlich als Angehörige einer Armee aus. Es fand sich aber nur in einem Fall Hinweise auf eine akute Gewalteinwirkung. Ein direkter Zusammenhang zu einer Schlacht oder einem Kampfereignis dürfte hier also nicht vorliegen. Mit Sicherheit ist das allerdings nicht auszuschließen, da die Skelette sehr fragmentiert waren.

Massengräber können auch aufgrund von Epidemien angelegt worden sein. Besonders frühneuzeitliche Soldaten waren der Gefahr ausgesetzt, an einer Erkrankung zu sterben. Die Lebensbedingungen waren meist schlecht und besonders in den Garnisonen war aufgrund der Enge, die Vorraussetzung für eine schnelle Infektausbreitung gegeben. Das Risiko sich mit gefährlichen Krankheiten, wie Fleckfieber, Ruhr oder Pest anzustecken war hoch. Derartige Erkrankungen hinterlassen keinerlei Spuren am Knochen, sind also durch die übliche anthropologische Befundung nicht festzustellen.

So kann vermutet werden, dass es sich bei den Toten aus dem Frankfurter Massengrab um Armeeangehörige gehandelt hat, die Opfer einer Seuche wurden. Aus Angst vor Ansteckung wurden in Seuchenzeiten keine normalen Begräbnisse mehr durchgeführt, sondern die Verstorbenen möglichst schnell begraben. Als Begräbnisplätze wich man auf Wiesen, Gärten oder Äcker aus, auf denen die Toten oft tagelang unbeerdigt liegen blieben oder rasch in Massengräbern begraben wurden. Im 18. Jahrhundert sind für Frankfurt/Oder zahlreiche Seuchenzüge überliefert, so Pest-, Nervenfieber und Pockenepidemien. Vielleicht steht die Anlage des Massengrabes zudem im Zusammenhang mit Ereignissen im Siebenjährigen Krieg und der Schlacht von Kunersdorf, die am 12. August 1759 direkt östlich von Frankfurt stattfand. Die Datierung der Münzfunde und eine Sichtung der Stadtchronik werden hierzu weitere Erkenntnisse liefern.

Blick in dem Kellerraum mit den Skelettresten

Ovaler Defekt der Gelenkfläche am medialen Condylus des rechten Femurs als Folge einer Osteochondrosis deformans

Jungklaus B (2014): Opfer einer Epidemie? Soldaten in einem frühneuzeitlichen Massengrab aus Frankfurt (Oder). AiBB 2012, 159-162.