Von 2003 bis 2005 bot sich im Zuge der Verlegung von Versorgungsleitungen die Gelegenheit archäologische Untersuchungen unmittelbar am Dom St. Peter und Paul in Brandenburg/Havel durchzuführen. Dabei wurden im Mai 2004 unerwartet östlich des Chores zwei menschliche Bestattungen entdeckt. Weitere Gräber folgten südlich des Langhauses auf einer Länge von etwa 60 Metern im Trassenverlauf.

Ein Friedhof direkt am Dom war bisher unbekannt. Nach den historischen Informationen und den Ergebnisse der Grabung müssten die Beisetzungen aus der Zeit zwischen 1165 (Grundsteinlegung des Doms) und 1329 (St. Petri wird Pfarrkirche für die Domgemeinde) stammen. Es handelt sich also hier um einen der frühesten christlichen Friedhöfe im heutigen Brandenburger Stadtgebiet und diente den Bewohnern der drei Dom-Kietze als Bestattungsplatz.

Insgesamt konnten Skelette aus 77 Gräbern geborgen werden. Im Zuge der Bergung konnte eine anthropologische Kurzbestimmung vorgenommen werden. Bei 37 Individuen ließ sich ein (ungefähres) Sterbealter bestimmen. 34 Individuen konnten lediglich als „erwachsen“ eingestuft werden. In sechs Fällen war keine Aussage zum Sterbealter möglich. Der Anteil der Kinder war mit knapp 16 % auffallend gering. Insgesamt zeigte sich, dass der untersuchte Friedhofsbereich keinen repräsentativen Ausschnitt der Bevölkerung erfasst hat, sondern eine zufällige Stichprobe, in der die erwachsenen, männlichen Individuen überwiegen und ein deutliches Kinderdefizit vorliegt.

Krankheiten ließen sich aufgrund der eingeschränkten anthropologischen Untersuchung nur punktuell belegen. Eine detaillierte Analyse der Krankheitsbelastung würde wünschenswert, um die Lebensbedingungen der Dominselbevölkerung genauer zu beleuchten. Bisher kann lediglich festgestellt werden, dass sich bei einigen Individuen Hinweise auf Mangelernährung fanden und teilweise schwere degenerative Veränderungen an den Wirbeln nachgewiesen werden konnten. An dem linken Oberschenkelbein eines Erwachsenen, der als Streuknochen ohne Grabzusammenhang aufgefunden wurde, zeigte sich eine gut verheilte Fraktur in starker dislozierter Position.

Überraschungsfund – Die ersten beiden entdeckten Skelette vom Domfriedhof

Linkes Femur mit verheilter Fraktur

Jungklaus B (2006): Der mittelalterliche Friedhof am Dom zu Brandenburg (Havel). 15. Jahresbericht. Historischer Verein Brandenburg (Havel), 65-69.