Bei archäologischen Untersuchungen auf dem Klosterberg von Altentreptow (Lkr. Demmin, Mecklenburg-Vorpommern) unter Leitung von Prof. Biermann konnte mit 28 Individuen lediglich ein kleiner Teil des dicht belegten Friedhofs geborgen werden. Das Bestattungsareal war der Marienkapelle zuzuordnen und wurde im Wesentlichen im 15. Jahrhundert genutzt. Die anschließende anthropologische Untersuchung erbrachte interessante Erkenntnisse über die dort bestatteten Individuen. Es handelte sich insgesamt um eine zufällige, nicht repräsentative Stichprobe der damaligen Bevölkerung. Die Altersverteilung zeigt ein Überwiegen der älteren Menschen, die zudem eine recht hohe Krankheitsbelastung, besonders der Wirbelsäulen aufweisen. Interessant ist auch, dass die Ernährung anscheinend eher der wohlhabender Personen entsprochen hat. Die niedrige Kariesbelastung mit einer Kariesfrequenz von 50 % und einer Kariesintensität von 7 % kann als Indiz dafür gewertet werden. Der Klosterberg diente vermutlich als Begräbnisplatz für die Insassen des St. Jürgen-Spitals, das sich 400 m westlich des Berges außerhalb der Stadt vor dem Demminer Tor befand. Mittelalterliche Hospitäler waren keine Krankenhäuser im modernen Sinn. Deren Hauptaufgabe bestand in der Aufnahme und Pflege jeder Art von Hilfebedürftigen, die sich in einer Stadt befanden wie Arme, Kranke, Pilger, Waisenkinder oder Alte. Die gute Bauausstattung der Marienkapelle macht deren Funktion zudem als lokales Wallfahrtsziel wahrscheinlich. Zahlreiche Funde im Friedhofshorizont, wie anspruchsvolle Gürtelbeschläge und Schnallen sowie eine Jakobsmuschel als Zeichen der Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela, belegen einen gewissen Wohlstand der dort bestatteten Personen (Biermann im Druck). So sind vermutlich auch Pilger auf dem Friedhof bestattet worden. Oft begaben sich Kranke auf eine Wallfahrt, da sie dadurch auf Heilung hofften. Es fanden sich mehr Skelette von männlichen, als von weiblichen Individuen (MI = 1375). Die durchschnittliche Körperhöhe der Erwachsenen (Männer 172 cm und Frauen 158 cm) lag etwa im Bereich vergleichbarer Populationen. Aufgrund des kleinen Stichprobenumfangs dürfen die Ergebnisse allerdings lediglich als Tendenz bewertet werden.

Zuckergusswirbelsäule – Verknöcherung des vorderen Längsbandes am achten bis zwölften Brustwirbel

Grobporige Auflösungserscheinungen an einem Lendenwirbel vermutlich als Folge einer Discitis

Jungklaus B (2012): Kranke und Pilger. Anthropologische Untersuchungsergebnisse der spätmittelalterlichen Skelette vom Klosterberg in Altentreptow. Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern, Jahrbuch 59/2012, 161-188.